Mitglieder Gaja Quittek & Robert Bröhl
Unser Ford Model A Fordor Deluxe 1931 (von uns „Willi“ genannt), ist einer von 73 Stück in Köln gebauten Model A Fordor Deluxe.
Er wurde vom niederländischen Vorbesitzer vor ca. 45 Jahren aus einer belgischen Garage geborgen, gestartet und gefahren, hat noch den ersten Motor mit ersten Kolben und ersten Ventilen und ist in einem sagenhaft guten und weitgehend originalen Zustand.
Am 4. Mai 1931 startete mit 619 Beschäftigten die Produktion des Modell A in Köln. Bereits drei Wochen nach der Eröffnung schloss das Werk aufgrund der Weltwirtschaftskrise. Kurz darauf wurde die Produktion jedoch wieder aufgenommen. Das Model A wurde in Köln nur 1931 produziert.
1931 sollen laut Wikipedia und Presse mehr als 6.000 Fahrzeuge vom Band gelaufen sein, andere Tabellen zeigen nur knapp über 2.100 Fahrzeuge aus Köln. Es gibt sehr unterschiedliche Informationen zu den Produktionszahlen, die wahrscheinlich aus politischen Gründen in einer wirtschaftlich schweren Zeit ihren Grund haben.
Nach meinen Recherchen und original Tabellen von Ford sind in Köln nachweislich nur 972 PKW und 916 LKW vom Band gerollt, also zusammen 1888 Fahrzeuge. (Produktion nur von Juni bis Anfang September, dann wurde der Umbau der Maschinen auf Model B gestartet)
Da in Berlin jedoch 1931 noch fleißig montiert wurde, nämlich 4133 PKW (keine LKW) hat die Presse wohl damals die Berliner und Kölner Produktionszahlen einfach addiert auf 6021 Fahrzeuge damit es sich besser anhört.
Berlin war ein reines “Montagewerk”, das komplett alle Teile aus USA bezog und montierte, Köln sollte ein “Produktionswerk” sein, wo möglichst viele deutsche Teile den deutschen Ford-Wagen ausmachen. Es begann eine Rangelei in vielen Nachrichten ob und wieviel Deutsche Teile nun verbaut wurden und ob der Ford Wagen nun wirklich ein Deutscher ist oder nicht….?
Die Karosserieblechteile unseres Kölner Fordor sind bei der Fa. Briggs in den USA gepresst und hier in Köln zusammengefügt worden. Des Weiteren besteht das Fahrzeug zu ca. 60% aus deutschen Teilen, wie man gut auf dem folgenden Bild erkennen kann. Besondere Merkmale des Kölner Model A’s sind die Frontscheinwerfer und Hupe von Bosch, Winker und Innenbeleuchtungen von Melas, sowie der Tachometer von der Firma VDO. Außerdem ist in Köln 1931 immer die Kühlerverkleidung von 1930 verbaut worden.
Der Motor weist eine kleine Besonderheit auf: Unter der Motornummer befindet sich eine Gussmarke „GS“. Nach langer Recherche und einigem Schriftverkehr mit damaligen Gussteile-Lieferanten bin ich auf des Rätsels Lösung gekommen wo der Motorblock herkommt.
Die Eisenwerke Brühl liefern auch heute noch Motor-Rohlinge an die Ford Werke Köln. Dadurch fand ich heraus, dass der Gründer Georg Sandmann hieß. Nach mehrfachen Schriftverkehr ließen mich seine heute über 90-jährigen Töchter wissen, dass die Buchstaben doch nicht die Initialen ihres Vaters sind.
In einer 1931er Ausgabe der „Ford im Bild“ Werkszeitschrift haben wir dann an einer Bildbeschreibung herausgefunden, dass die Zylinderköpfe und Motorblöcke für Köln von der Fa. Gebrüder Sulzer aus Ludwigshafen (am Rhein) kamen, sie sind also per Schiff über den Rhein herunter transportiert worden ins kölner Ford Werk.
So hat unser Kölner Fordor Deluxe viele Besonderheiten, die für mich als langjähriger Ford Köln Mitarbeiter und begeisterten Model A Fan äußerst spannend und interessant sind!
Wir sind mit unserem Fordor die große Sommerfernfahrt 2019 mitgefahren und dann weiter bis an die Ostsee und zurück gereist, 1750 Km weit, einzig eine Glühbirne ist kaputt gegangen.
Für den Reisebericht haben wir mit unserem „Willi“ den Ford Fan Award 2019 gewonnen !
Die Sommerfernfahrt 2020 in den Harz hat der gute Ford wieder mit Bravour gemeistert, trotz vieler Steigungen und Gefälle von bis zu 23%. bei den 1350 Km auf eigener Achse gab es keinerlei Ausfälle.
Ein tolles Auto, womit sehr gemütliches und entspanntes Fahren auf bequemen Mohair Gestühl möglich ist.